In unserer Arbeit integrieren wir bewährte und neue Theorien und Methoden aus verschiedenen Therapieansätzen, dazu gehören die Psychoanalyse, die Gestalttherapie, die Gesprächstherapie, die Körpertherapie und der Systemische Ansatz. Das Konzept, in welches wir die verschiedenen Therapieansätze integrieren, ist die familiendynamische Beziehungstherapie. Dieses analytisch-systemische Konzept verknüpft die aktuellen Beziehungen und Schwierigkeiten mit den lebensgeschichtlich frühen Beziehungserfahrungen und den dazu gehörigen Grundgefühlen. Durch die Berücksichtigung der Beziehungs- und Familiendynamik und der Verbindung zur Entwicklungspsychologie schafft dieses Konzept ein grundlegendes Verständnis für die unbewussten Handlungsantriebe und Motive. Die Stärke unseres Ansatzes besteht darin, dass wir differenziert das dynamische Geschehen im Einzelnen und im dazu gehörigen System erfassen können. Da wir alle über mehr als nur eine Therapieform verfügen, können wir die für die jeweilige Situation am besten geeignete Arbeitsweise aussuchen und sie bei Bedarf dem Therapieverlauf anpassen.
Unser Menschenbild
Wichtig für unser Verständnis vom Menschen sind dessen Bedürfnisse nach Beziehung und nach Entfaltung seiner Möglichkeiten. Die Entwicklung des Menschen wird von klein auf von seinen Erfahrungen beeinflusst – im Guten wie im Schlechten. Sie prägen sein Selbstbild, sein Lebensgrundgefühl und sein künftiges Verhalten, beeinflussen den Aufbau neuer Beziehungen und den Umgang mit Schwierigkeiten.
Wir Menschen haben von der Geburt an das Bedürfnis Beziehungen zu schaffen und zu gestalten.
Wir möchten uns zugehörig fühlen zu Mitmenschen und zur Umwelt. Beziehungen geben uns das Gefühl von Verbundenheit, von Getragen sein und stärken unseren Selbstwert.
Zum Menschsein gehört nach unserer Vorstellung der Wunsch, sich zu entfalten und die eigenen Potentiale zu entwickeln und so als einzigartige Person akzeptiert und geliebt zu werden. Dies führt zu Selbstvertrauen, Selbstachtung und Selbstliebe. Es stärkt das Vertrauen in die eigene Wirkkraft und das Gefühl von Lebenssinn.
Ein weiterer wesentlicher Beitrag zu unserem Verständnis des Menschen ist die Erkenntnis der Entwicklungspsychologie, dass jeder Mensch im Aufbau seiner Persönlichkeit während der Kindheit und der Jugendzeit die gleichen psychischen Entwicklungsphasen durchlebt. In jeder dieser Phasen werden jeweils ganz spezifische psychische Fähigkeiten entwickelt, welche in die wachsende Persönlichkeit integriert werden müssen. Wie ein Kind diese Phasen durchläuft, trägt wesentlich zur Gestaltung seiner Persönlichkeit bei, je nach dem, ob es bei diesen phasentypischen Entwicklungsschritten mehr förderliche oder mehr hinderliche Erfahrungen macht.
Die eigene Herkunftsfamilie, v.a. die Paardynamik der Eltern, vermittelt die wesentlichen Beziehungsmuster und -vorstellungen für den Umgang mit sich und anderen. Jede Familie besitzt hier ihr eigenes Regelwerk. Es bestimmt das Verhalten und die Identität jedes Mitglieds und weist ihm seine Rolle in der Familie zu. Deshalb hat auch jede Familie ihre eigene Vorstellung von Liebe. Belohnt wird, wer den jeweiligen Erwartungen der Familie entspricht. Sanktioniert und mit Liebesentzug bestraft wird, wer diese Erwartungen nicht erfüllt.
Überall dort, wo das Kind in seinen Bedürfnissen nach Eigenheit und Beziehung nicht wahrgenommen oder in seiner Entfaltung behindert wird, entstehen seelische Verletzungen, Enttäuschungen, Ängste, Trauer, Wut bis hin zu Schuldgefühlen, welche das eigene Sein in Frage stellen. Diese seelischen Verletzungen bilden einen typischen, eigenen Grundschmerz. Unter Grundschmerz verstehen wir die frühen negativen Gefühle, denen ein Kind in seinen ersten Lebensjahren ausgeliefert ist. Die Art und Intensität dieser Gefühle sind wesentlich geprägt davon, wie stark das Kind ein eigenes Wesen innerhalb der Beziehungen zu seinen Eltern oder anderen wichtigen Bezugspersonen entwickeln konnte. Von seinen Vorbildern in der Familie lernt das Kind auch die entsprechenden Beziehungs- und Verhaltensmuster, mit denen es diese bedrohlichen Gefühle abwehren kann.
Mit diesen erlernten und unbewusst wirkenden familiären Beziehungsmustern und der dazu gehörigen Liebesvorstellung werden auch die erwachsenen Beziehungen gestaltet. Diese bestimmen weitgehend, welche Vorstellung man sich von Anderen macht und welche Erwartungen man an sie stellt.
Bei der Partnerwahl wird oft unbewusst ein Partner / eine Partnerin mit ähnlichen Familienmustern oder ähnlichem Grundschmerz ausgewählt. Das schafft zum einen eine grosse Vertrautheit und das Gefühl von Verliebtheit und kann helfen die Beziehung zu vertiefen. In belastenden Situationen oder nach einer gewissen Beziehungsdauer kann das aber auch dazu führen, dass durch die Wiederholung alter Beziehungsmuster auch die alten, schmerzhaften Gefühle wieder angesprochen werden. Die Folge können Enttäuschungen und gegenseitige Anklagen sein.
Die mit dem Auftreten von Konflikten und Krisen verbundenen Gefühle und Körpersymptome sind für uns Therapeuten Anzeichen, dass frühere, grundlegende Schmerzen und Verletzungen reaktiviert wurden, dass die erlernten Beziehungs- und Verhaltensmuster zur Bewältigung nicht mehr genügen und neue Strategien und Wege gefragt sind. Krisen können demnach eine Chance sein, alte, behindernde Beziehungs- und Verhaltensmuster weiter zu entwickeln, Entwicklungsblockaden zu überwinden und so mehr Autonomie, Beziehungsfreude und Lebensqualität zu gewinnen.
Unser Therapieverständnis
Jeder Mensch ist seit seiner Geburt in einem vielfältigen Beziehungsnetz verknüpft: Mit sich und seinem Körper, mit den Familienmitgliedern, später mit Freunden, Verwandten oder Lehrpersonen, aber auch mit der Arbeit oder den Hobbys. In der familiendynamischen Beziehungstherapie gehen wir davon aus, dass wir durch Erfahrungen in unserer Kindheit und Jugend bestimmte Muster und Strategien erlernt haben, die in der Familie sinnvoll und beziehungserhaltend waren. Einge dieser Beziehungsregeln können jedoch im späteren Leben ihren ursprünglichen Sinn verlieren und sich blockierend auswirken.
Das Ziel der familiendynamischen Beziehungstherapie ist es – ausgehend von der aktuellen Situation – konstruktive Lösungen und neue Strategien zu entwickeln, die es ermöglichen, neue und befriedigende Erfahrungen zu machen. Dabei kann der Klient ein vertieftes Verständnis für sich selbst entwickeln und darauf aufbauend das eigene Leben und seine Beziehungen verantwortungsvoller, lebendiger und liebevoller gestalten.
In der familiendynamischen Beziehungstherapie werden die Klienten mit der eigenen Familiendynamik vertraut gemacht, damit sie erfahren, wie diese das gegenwärtige Verhalten beeinflusst. Die Therapie unterstützt die Klienten darin, diese blockierenden Mechanismen zu erkennen, mit den abgewehrten Grundgefühlen vertrauter zu werden und neue Beziehungsmuster kennen zu lernen und sich anzueignen.
Um diese neuen, fördernden Beziehungserfahrungen zu erleben, braucht es ein Gegenüber, das einen mit seinen Gefühlen, Wünschen und Erfahrungen versteht und annimmt. Zudem ist die therapeutische Beziehung hilfreich, weil sich dort die bisherigen Beziehungsmuster zeigen und so bearbeitet werden können.
In der Einzeltherapie steht die Verknüpfung der aktuellen Anliegen mit der intrapsychischen Welt und den familiendynamischen Grunderfahrungen im Vordergrund. Dazu gehört das Erkennen des eigenen Familiensystems und das Vertraut werden mit den Grundschmerzen und seiner Abwehr und dem eigenen Liebesbegriff. In der therapeutischen Arbeit werden Selbstwahrnehmung, Selbstachtung und Selbstverantwortung gefördert und das Vertrauen in die eigene Wirkkraft und Sinnhaftigkeit gestärkt. Das Ziel ist, dass die Klienten ihr Leben verantwortungsbewusster und beziehungsvoller gestalten können und so ihre Lebensfreude, die Freude an sich selber und an der Welt neu finden.
Jedes Paar bemüht sich nach Kräften, seine Beziehung so glücklich und erfüllend wie möglich zu leben. Dabei bringen beide Partner ihre eigene, in der Regel unbewusste Vorstellung mit, was Liebe bedeutet und wie sie zu leben ist. Einzelne Vorstellungen widersprechen sich jedoch oder sind realistischerweise nicht einlösbar. Darum fühlen sich die Partner trotz aller Zuneigung und guten Absichten unverstanden, frustriert oder meinen sogar nicht zueinander zu passen. In der Beziehung häufen sich Verletzungen und Enttäuschungen. Dies kann zu emotionaler Distanz und zunehmender Überforderung führen.
In der Paar- und Familientherapie unterstützen wir die Paare beim Erkennen und Auflösen der alten, blockierenden Beziehungsregeln und Liebesvorstellungen und bei der Stärkung von vorhandenen, konstruktiven Konfliktlösungsmustern. Häufig ist es wichtig, diese Vorstellungen zu relativieren, da sie auch Ausdruck früherer Verletzungen und unerfüllter Bedürfnisse sind. In der therapeutischen Arbeit ist es wichtig, dass beide Partner sich mit ihrer Lebensgeschichte soweit auseinandersetzen, dass sie erkennen, welche erlernten blockierenden Verhaltensmuster sie in der Partnerschaft wiederholen. Die Klienten können so erkennen, in welcher Weise sie ihre Partner für Behinderungen des eigenen Seins, der eigenen Entwicklung, verantwortlich machen, welche aber schon viel früher entstanden sind und welche sie heute unter Umständen unbewusst selber wieder herbeiführen.
Zu erkennen, wie jeder der Partner wechselseitig zur Aufrechterhaltung der Probleme oder eben zur Konfliktlösung beiträgt, das führt meist zu einem Spannungsabbau und zur Entlastung beider Seiten. Das gegenseitige Verstehen und Annehmen aus der jeweiligen Lebensgeschichte heraus ermöglicht eine Vertiefung der Beziehung – zu sich selbst und zum Partner.
Manchmal kommen die Partner auch zum Schluss, ihre Beziehung nicht mehr weiter zu führen. Dann ist oft das Verstehen der wechselseitigen Beteiligung an den Konflikten oder der Entfremdung aus der Sicht beider Lebensgeschichten die Voraussetzung für eine konstruktive Trennung. Gleichzeitig wird so die Gefahr verringert, in einer neuen Beziehung die alten Probleme zu wiederholen.
Grosse Bedeutung haben in unserer Arbeit die Kinder. Entwicklungsanstösse kommen häufig gerade von ihnen. Ihre seelischen und psychosomatischen Leiden oder ihre Verhaltensauffälligkeiten sind für die Eltern oft schwer auszuhalten und zu verstehen, da sie ja für ihre Kinder das Beste wollen. Die Symptome der Kinder sind eine grosse Chance für die Familie, da sie mit ihren Schwierigkeiten oft auf unerkannte oder schwer zu benennende Probleme in der Familie hinweisen. Eltern können dadurch lernen, wie sie gemäss der Familiendynamik ihrer Herkunftsfamilien und ihrer eigenen Paardynamik auf ihre Kinder einwirken. Verstehen sie die Bedeutung ihrer Symptome, kann dadurch eine Entwicklung ins Rollen gebracht werden, die der ganzen Familie zu Gute kommt.